Schwarmtrieblenkung und Ablegerbildung

Die Energie des aufstrebenden Bienenvolkes wird im Mai nicht nur auf das Sammeln von Nektar und Pollen verwendet, sondern auch auf den natürlichen Vermehrungstrieb des Bienenvolkes, das Schwärmen. Dies möchte der Imker jedoch vermeiden, bereitet das Einfangen des Schwarmes doch viel Arbeit und von dem abgeschwärmten Volk wird auf Grund der reduzierten Volksstärke eine geringere Honigernte zu erwarten sein.

Das Schwarmgeschehen kann durch verschiedene Faktoren wie zum Beispiel durch anhaltend schlechtes Wetter, mäßige Tracht oder durch eine Trachtpause nach einer Volltracht ausgelöst werden. Der Hauptauslöser für den Schwarmtrieb ist aber Platzmangel. Da die Zellen im Brutraum mit frischem Nektar und Pollen blockiert sind, findet die Königin nur noch wenig freie Zellen um ihre Eier abzulegen. Zudem ist die Anzahl der Bienen im Volk inzwischen so groß, dass der Königinnenduftstoff nicht mehr in ausreichender Menge unter den Bienen verteilt wird. Damit reduziert sich auch das Zusammengehörigkeitsgefühl.

Die Bienen drängen nun die Königin Eier in die vorbereiteten Weiselnäpfchen (Königinnenzellen) zu legen. Mit Abschluss des Larvenstadiums verschließen die Bienen die Weiselzelle am 8. Tag mit Bienenwachs. Am 16. Entwicklungstag wird die neue, junge Königin schlüpfen. Die alte Königin wird inzwischen immer weniger von ihren Arbeitsbienen gefüttert, damit sie an Gewicht verliert und weniger Eier legt. Das führt dazu, dass sie am Schwarmtag flugfähig ist und mit dem Schwarm ausziehen kann.

Gegenmaßnahmen:

Regelmäßige Schwarmkontrollen:

Kontrolle der Bienenvölker im Rhythmus von 7 Tage (für den Wochenend-Imker besser zu planen); dabei alle angezogenen Weiselzellen ausbrechen. Die Bienen vorher von der Wabe abstoßen, um auch die versteckten Weiselzelle am Rand zu finden. Oft reicht das ein- oder zweimalige Ausbrechen der Weiselzellen schon aus, um den Schwarmtrieb zum Erliegen zu bringen. Begleitend sind folgende Maßnahmen zu ergreifen:

  1. ausreichend Platz für die Eiablage der Königin schaffen. Dafür dicke Pollen-/Futterwaben (und eine bis zwei Brutwaben für die Ablegerbildung, siehe unten) entnehmen und durch Mittelwände ersetzen.
  2. Platzmangel beseitigen, indem ausreichend Raum zum Ablagern des frischen Nektars durch rechtzeitiges Aufsetzen einer weiteren Honigzarge geschaffen wird.
  3. gedeckelte Drohnenwaben regelmäßig ausschneiden und den weiteren Ausbau beobachten. Wird der Drohnenrahmen an mehreren Stellen ausgebaut, sind unterschiedliche Bautrupps am Werk und die Harmonie des Bienenvolkes ist gestört. Der Schwarmtrieb hat dann eingesetzt.

Ziel dieser Maßnahmen ist, die Volksstärke möglichst ungeteilt zu erhalten und das Schwärmen zu verhindern. Setzt nach einer Trachtpause wieder länger anhaltende Tracht ein, können die Völker mit jungen Königinnen meist unproblematisch bis Ende der Saison weitergeführt werden. Bei anderen Völkern hingegen müssen oben genannte Maßnahmen mehrmals wiederholt werden.

Sind bereits mehrere gedeckelte Weiselzellen im Volk zu finden, muss hier die alte Königin durch Bildung eines Königinnenablegers entnommen werden:

Aus dem schwarmtriebigen Volk werden zwei Brutwaben, je einer Pollen – und Futterwabe mit aufsitzenden Bienen und der alten Königin entnommen und damit ein Ableger gebildet.. Vorher werden die Weiselzellen auf diesen Waben ausgebrochen. Zusätzlich erhält dieser Ableger zwei Mittelwände an die beiden Brutwaben. Dieser Ableger wird in einigen Metern Entfernung aufgestellt und innerhalb der nächsten Tagen mit Futter versorgt.

In dem Restvolk werden alle Zellen bis auf eine ausgebrochen. Hier schlüpft eine junge Königin, die begattet wird und das Volk bis zum Spätsommer wieder bis auf eine gute Überwinterungsstärke aufbauen kann.

Ablegerbildung

Eine junge Königin sollte man am besten einem Ableger zusetzen und ihr die Möglichkeit geben, ein starkes Volk aufzubauen. Das Zusetzen einer jungen Königin in ein starkes Volk ist nicht Erfolg versprechend, da die junge Königin noch nicht genügend Pheromone (Königinnensubstanz = Sexualduftstoffe) bildet, um alle Bienen auf sich einzustimmen; sie wird von den Bienen daher meist abgestochen.

Wenn Anfang bis Mitte Mai die ersten Königinnen aus eigener Zucht oder von einem Imkerkollegen zum Verschulen bereitstehen, können diese auch zur Ablegerbildung verwendet werden. Das trifft vor allem dann zu, wenn man zu diesem Zeitpunkt Honig-, Pollen- oder Brutwaben aus dem Brutraum eines schwarmtriebigen Volkes entnehmen muss.

Für die Ablegerbildung wird eine Beute mit verkleinertem Flugloch auf fremdem Standplatz aufgestellt. Jeder Ableger sollte mit einer vollen Futter – ( aus den Vorräten oder aus oben genannten Völkern ), einer Pollenwabe und zwei Brutwaben mit ansitzenden Bienen – aber ohne die aus dem Volk stammende Königin! – bestückt werden. Als Brutwaben verwendet man am besten solche mit auslaufender Brut. Die Brutwaben werden in die Mitte, Futter – und Pollenwabe jeweils nach außen gehängt. Wird der Ableger auf dem Heimstand gebildet, empfiehlt es sich die Bienen von einer Brutwabe hinzuzufegen, als Ersatz für die zurückfliegenden Flugbienen. Zum Schluss klemmt man die zu verschulende Zelle zwischen die beiden Brutwaben.

Für Ableger mit einer unbegatteten oder begatteten Königin kann auf selbe Weise verfahren werden, nur dass man die junge Königin in einem Zusetzkäfig mit Futterteig zusetzt. Am nächsten Tag wird der Zusetzkäfig am Futterteigverschluss geöffnet, so dass die Bienen die Königin freifressen können.

Mit der ersten Brut der neuen Königin erhält jeder Ableger erst eine und in den folgenden Wochen weitere Mittelwände.

Alle gebildeten Ableger müssen ständig mit Flüssigfutter versorgt werden, da sie noch nicht genügend Sammelbienen zur Verfügung haben!