Bienenvölker kaufen: Hände weg vom Online-Handel

Bericht von Ute Wetzel 

Die Bienen haben einen hohen volkswirtschaftlichen Nutzen gemessen an ihrer Bestäubungsleistung. Mancherorts sind Landwirtschaft und Obstanbau auf die Bestäubung der Bienen angewiesen, um gute Erträge zu erzielen. 

So werden beispielsweise jedes Jahr Hunderte von Bienenvölkern zur Kirschblüte in den Norden Italiens oder zur Mandelblüte nach Sizilien gebracht. Haben die Bienen hier ihreArbeit getan, wird es schwierig für diese Vielzahl an Bienenvölkern eine neue Trachtquelle zu finden. 

Das Bienenjahr in Südeuropa beginnt aufgrund der günstigen Klimaverhältnisse bereits im März. In Deutschland wird es dagegen nicht selten Mai, bevor erste Ableger gebildet werden können. Die Nachfrage nach Bienenvölkern durch Winterverluste oder Neueinsteiger, die es nicht erwarten können mit der Bienenhaltung zu beginnen, ist im März bereits riesengroß. Hier eröffnet sich für die Bienenhändler im Ausland die Möglichkeit, Bienenvölker nach ihrem Einsatz in der Mandel- oder Kirschblüte, zu veräußern. 

Import von Bienen 
Im Internet und in der Fachpresse tauchen bereits im Februar Anzeigen zum Verkauf von Bienenvölkern auf. Es handelt sich dabei um Kunstschwärme, die im Paket verschickt werden, sogenannte Paketbienen. Aber auch in Ablegerkästen verpackte Bienenvölker mit Brutwaben, werden angeboten. Diese Bienen, die bereits im März geliefert werden können, stammen in der Regel aus Italien oder anderen Ländern Südeuropas. 
So erreichen Deutschland jedes Jahr mehrere LKW mit Hunderten von Paketbienen und Ablegern . Sie werden zunächst zu einem Zwischenhändler geliefert und dann von dort deutschlandweit an die Interessenten verschickt.  

Vor dem Bezug von Bienen über das Internet wird gewarnt! 
Bienenvölker, die im Internet oder auch über Anzeigen in der Fachpresse zum Kauf angeboten werden, entstammen nicht immer zuverlässigen Quellen; häufig kommen sie aus dem Ausland.  

Der Deutsche Imkerbund und die Länderinstitute für Bienenkunde warnen vor Bienenimporten aus dem Ausland. Auch die Veterinärbehörden sehen den Bezug von Bienen über den Online-Handel sehr kritisch, da Krankheiten verschleppt oder eingetragen werden könnten. 

Grundsätzlich birgt jeder Import von Bienen aus dem Ausland die Gefahr des Einschleppens neuer Krankheiten und Parasiten. Besonders gefährlich ist der Kleine Beutenkäfer (lat. Aethina tumida), ein aus Afrika stammender Parasit, der mittlerweile auch in Italien verbreitet ist. Dieser Käfer hat dafür gesorgt, dass in Italien Hunderte von Bienenvölkern getötet werden mussten. 

Mit dem Kauf von Bienen über das Internet kann der Kleine Beutenkäfer nach Deutschland gelangen! 

Wird der Kleine Beutenkäfer in einem Bienenvolk nachgewiesen, müssen sämtliche Völker des Bienenstandes getötet werden. 

Es gilt: Der innergemeinschaftliche Handel mit Bienen unterliegt gesetzlichen Vorschriften. Es sind veterinärbehördliche Zeugnisse zu erbringen, die bescheinigen, dass die Bienen aus einem Gebiet stammen, das frei von Amerikanischer Faulbrut, dem Kleinen Beutenkäfer oder der Tropilaelapsmilbe ist. Außerdem wird darin bestätigt, dass eine Untersuchung auf den Kleinen Beutenkäfer, dessen Eier oder Larven durchgeführt wurde und die Bienen frei von diesem Parasiten sind.

Bei einem Kauf von Bienen im Internet ist die Herkunft jedoch nicht immer eindeutig nachvollziehbar. Eine klare Zuordnung der vom Transportunternehmer mitgeführten Innergemeinschaftlichen Bescheinigung für Paketbienen und Ableger ist nicht immer gewährleistet.

Das birgt die Gefahr, dass importierte Bienen nicht tatsächlich untersucht wurden und damit nicht garantiert ist, dass sie aus einem seuchenfreien Gebiet stammen. Der Verbreitung des Kleinen Beutenkäfers ist damit Vorschub geleistet. 

Gültiges Gesundheitszeugnis
Die Innergemeinschaftliche Bescheinigung gilt für den Transport zwischen dem Herkunftsort im Ausland und dem Zielort in Deutschland. 
Erfolgt nach dem Import der Bienen ein weiterer Handel innerhalb Deutschlands, ist der Verkäufer verpflichtet dem Käufer eine Amtstierärztliche Bescheinigung auszuhändigen, die von der für den Herkunftsstandort der Bienen zuständigen Veterinärbehörde ausgestellt wurde. Das hat zur Folge, dass der Imker bzw. Käufer der Paketbienen, nicht unbedingt weiß, ob die Bienen aus dem Ausland stammen. 

Der Bezug von Bienen über das Internet birgt ebenfalls die Gefahr der Ausbreitung der Amerikanischen Faulbrut. 

Die Amtstierärztliche Bescheinigung, die für das Verbringen von Bienen innerhalb Deutschlands erforderlich ist, bestätigt, dass die Bienen als „frei von Anzeichen der Amerikanischen Faulbrut“ sind und nicht aus einem Sperrbezirk der Amerikanischen Faulbrut stammen. 

Attestierte Bienenvölker tragen jedoch weder „Ohrmarken“, noch sind sie auf irgendeine Weise kenntlich gemacht, so dass beim Kauf im Internet, keine eindeutige Zuordnung der Amtstierärztlichen Bescheinigung zu den gelieferten Bienen möglich ist. Dadurch kann nicht garantiert werden, dass die Bienen tatsächlich frei von Sporen der Amerikanischen Faulbrut sind. 

Mangelhafte Ware 
Nicht selten überleben die Bienen einschließlich der Königin die langen Transportwege unter ungünstigen Bedingungen aus dem Ausland nicht, oder sind zu schwach, um sich zu einem Wirtschaftsvolk zu entwickeln. In diesem Fall sollte sich der betroffene Imker nicht davor scheuen, die mangelhafte „Ware“ zu reklamieren. 

In die Falle getappt 
Sollte jemand ein Bienenvolk ohne gültige Amtstierärztliche Bescheinigung erhalten, oder Zweifel an dieser haben, sollte unverzüglich die für den Erwerber zuständige Veterinärbehörde informiert werden.  Es können dann die bezogenen Bienenvölker untersucht und Proben genommen werden. Außerdem steht es dem Bienenhalter frei, selbst Futterkranzproben zu entnehmen und in einem Labor untersuchen zu lassen.

Hinweis: Sowohl der Verdacht auf die Amerikanische Faulbrut, als auch der Verdacht auf einen Befall mit dem Kleinen Beutenkäfer unterliegen der Anzeigepflicht bei der zuständigen Veterinärbehörde. 

Ratschlag: Um die Einschleppung von Krankheiten und Parasiten zu vermeiden, sollten Bienen nur regional aus einheimischen Quellen bezogen werden. Die Herkunft sollte klar und transparent sein.  

Bei Winterverlusten sollten sich die Imker und Bienenhalter gegenseitig helfen und insbesondere die Neuanfänger aufklären und unterstützen. 

Kontaktadresse der Autorin: bienenfreundin@web.de